Nachhaltige Entwicklung im volkswirtschaftlichen Unterricht
Nachhaltige Entwicklungim volkswirtschaftlichen Unterricht

Gut – besser – nachhaltig?                Kritische Anmerkungen zum Wettbewerbsdenken in der BNE

November 2017

 

Die Einsicht, dass die Generationenaufgabe der „Transformation“ ohne eine andere Art der Bildung nicht umzusetzen sein wird, stellt das Bildungswesen vor neue Herausforderungen. Doch wie lässt sich der Hochseetanker, mit dem Schulen gerne verglichen werden, auf einen anderen Kurs bringen? Sehr beliebt zur Verbreitung einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ sind dabei Wettbewerbe, für die sich Jugendliche oder Bildungsinstitutionen begeistern sollen.

 

Sie nennen sich Klima-Challenge, Eco-Award, Energiesparmeister. Zahllose Umweltverbände, Stiftungen, CSR-Abteilungen von Unternehmen sowie staatliche wie halbstaatliche Bildungs- und Forschungsinstitutionen tragen Sorge, das Konsumverhalten junger Menschen zu verändern oder nachhaltige Bildungsprojekte anzuregen. Öko-Rallyes und Upcycling-Finals versuchen, die Herausforderungen der nachhaltigen Transformation sportlich zu nehmen. Getreu dem Motto „Gut, besser, nachhaltig“ werden Projekte von sachkundigen Jurys auf ihre gesellschaftliche Relevanz und bildungstheoretische Wertigkeit geprüft. Die Sieger dürfen sich über Geldpreise, Urkunden oder wenigstens ein Foto in der Zeitung oder im Newsfeed freuen.

 

Like!

 

In der Praxis der Szene rund um Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen sind solche Initiativen an der Tagesordnung. Das Angebot an Möglichkeiten, sich als Bildungsakteur besonders zukunftsorientiert zu präsentieren und dabei sogar noch einen materiellen Gewinn einzustecken, ist nur schwer überschaubar. Schulen sind chronisch unterfinanziert – und die Aussicht, mit einem Achtungserfolg bei einem Wettbewerb in die Presse zu kommen, macht sich im kommunalen Wettbewerb um hohe Schülerzahlen auch nicht schlecht.

Die Frage ist, ob wir damit dem Ziel einer nachhaltigen Gesellschaft wirklich näher kommen. Im Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ sollte der Fokus tatsächlich weg vom singulären Projekt hin zur Entwicklung von nachhaltigen Lernorten, Curricula und Netzwerken gelegt werden. Die Lehre aus der vorangegangenen BNE-Weltdekade war, dass man Nachhaltigkeit verstärkt als „Querschnittsaufgabe“ zu entwickeln gedachte.

 

Überlastung von Schulen mit gesellschaftlichen Aufgaben

 

Aus gutem Grund. Eines der Probleme der Verbreitung von BNE im Bildungssystem besteht in der nur zögerlichen Bereitschaft von Schulen und Lehrkräften, die gesellschaftliche Transformation als zusätzlichen Bildungsauftrag über die zahllosen sonstigen Aufgaben hinaus aktiv voranzutreiben. Schulische Bildungsakteure ächzen schon lange über die permanenten Neuordnungen und gesellschaftlichen Zwänge, die von Medien, Politik und Wissenschaft an sie herangetragen werden. Nicht genug, dass die Digitalisierung der Bildung, Inklusion und die Integration von geflüchteten Menschen pädagogische Aufgaben darstellen, die man als Bildungsinstitution selbstverständlich mit Optimismus und Tatkraft aufgreifen möchte. Politik und Wissenschaft stellen dazu ihre zusätzlichen Forderungen auf und verkürzen oder verlängern, je nach politischem Gusto, die Schulzeiten, verschlanken mal die Schullandschaft oder verbreitern sie durch neue Schulformen. Und die PISA-Wettbewerbe tun ein Übriges, das pädagogische Tun immer wieder neu zu hinterfragen. Warum sollte der Fortschritt ausgerechnet vor der Bildung halt machen? Aus der Wissenschaft schwappen in regelmäßigen Abständen neue Bildungskonzepte in die Schulpraxis, deren Umsetzung von Qualitätskommissionen eingefordert wird – es gibt ja auch starke Argumente für Handlungsorientierung, Prozessorientierung, Kompetenzorientierung. Nun also noch „BNE“. Und was ist das überhaupt?

Die Organisation von nachhaltigen Bildungszielen in Form von Projekten, Wettbewerben und Auszeichnungen wird dabei meist als freiwillige Zusatzaufgabe an Pädagoginnen und Pädagogen herangetragen. Fast täglich kommen neue hinzu. Angesichts immer weiter zunehmender Dokumentationspflichten auch im Zusammenhang mit Bildungsprozessen und den genannten Umstrukturierungen der Schullandschaft verwundert es aber wenig, dass sich Bildungspraktiker/innen vor Ort wenig begeistert zeigen, wenn der x-te Nachhaltigkeitswettbewerb im Schulfach landet. Gibt es eigentlich Statistiken zur Beteiligung an solchen Angeboten?

 

Projekte als Strohfeuer

 

Wer durch die Ausschreibung von Wettbewerben zur Verbesserung der Welt in jedem Fall profitiert, ist das Unternehmen, das den Wettbewerb organisiert hat und damit auch das eigene Image verbessern kann. „Seht her, wir kommen unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung nach“, ist die Botschaft, die durch den unternehmerischen Ansatz der Corporate Social Responsibility (CSR) an die Öffentlichkeit getragen werden soll. Wettbewerbe zu den „besten Nachhaltigkeitsideen“ kommen da auch finanziell relativ günstig, außer einer Aufgabenstellung, ein wenig Werbung für den Wettbewerb und Geldpreisen im bestenfalls vierstelligen Bereich, bedarf es keiner größeren Mühen. Engagierte Unternehmen sorgen vielleicht noch für pädagogisches Begleitmaterial, das auf einer modern layouteten Webseite zum Download bereit steht. Mit der Kür der Siegerinnen und Sieger ist dann oftmals aber auch Schluss mit der Nachhaltigkeit. Denn ob die sogenannten „Pilotprojekte“ in die pädagogische Normalität überführt werden, steht auf einem ganz anderen Blatt. Meist hängen die Projekte und Wettbewerbe ja auch am zeitintensiven Engagement einzelner Lehrpersonen, deren Unterstützung seitens Kollegium und Schulleitung je nach Standort sehr variieren kann. Und ob die Aktivität nachhaltig fortgeführt wird (wenn der Wettbewerb im neuen Jahr nicht wieder neu aufgelegt wird), bleibt ohnehin fraglich.

Mit dem „Outsourcen“ von Nachhaltigkeitsthemen in einen optionalen Bereich mag auch eine tendenzielle Abwertung der Inhalte und Kompetenzen einhergehen. Denn die unterschwellige Botschaft für alle Beteiligte lautet: Diese Aktivitäten sind wünschenswert - aber am Ende nicht so wichtig, als dass sie im Regelunterricht behandelt (und geprüft!) werden müssten. Ohne eine zentrale Verortung in Curricula und im Prüfungskanon erhalten Diskussionen zu Nachhaltigkeitsfragen leicht das Image einer schönen Sonntagspredigt ohne Relevanz für den Alltag. Beim aktuellen bildungspolitischen Überthema Digitalisierung käme die Öffentlichkeit auch nicht auf die Idee, dass deren Umsetzung von der freiwilligen Beteiligung an einem Bildungsprojekt abhängen sollte.

 

Wettbewerb der außerschulischen Bildungsanbieter

 

Wettbewerbe sind nicht nur als Teil einer nachhaltigen Unternehmensstrategie üblich. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen aus Umwelt- und Naturschutz, Bildung und Bürgerschaft suchen nach Möglichkeiten, ihren Beitrag zur Transformation auch in der Bildung zu leisten. Dass hier ein entscheidender Hebel zur Veränderung der Gesellschaft liegt, hat sich in den letzten Jahren doch immer weiter herumgesprochen. Entstanden ist ebenfalls ein außerschulischer „Markt“ von Umweltverbänden und Bildungsinitiativen, die untereinander letztlich auch in Konkurrenz (um Aufträge und knappe Fördergelder) stehen, den formalen Bildungsträgern ihre Dienste bei der Durchführung von Workshops oder Projektwochen anzubieten. Ohne Zweifel birgt die Öffnung der Schule nach außen große Potentiale. Für Lernende kann ein Projekttag eine willkommene Abwechslung darstellen. Meist ist die Qualität externer Expertinnen und Experten auch ausgesprochen hoch. Mitunter so hoch, dass sich ihre Angebote nur schwer in die Niederungen des schulischen Alltags integrieren lassen. Es erfordert eine Menge Absprache zwischen Lehrpersonen und den außerschulischen Anbietern, die individuellen Lernvoraussetzungen in Klassen zu kommunizieren. Und da immer in den Sternen steht, ob sich das Projekt im darauf folgenden Jahr wieder realisieren lässt, ist es auch kein Wunder, dass externe Bildungsanbieter mangelndes Interesse der Schulen beklagen. Kostengünstiger und niederschwelliger im organisatorischen Aufwand scheinen daher zunehmend Bildungs-Wettbewerbe, über die die außerschulischen Akteure den Wandel in den Schulen anstoßen wollen. Sparen lässt sich dabei sogar der Minijob des Workshop-Leiters, denn die Aufgabe aus dem Projekt wird ja unter Leitung des schulischen Lehrpersonals umgesetzt.

 

Schülerbegeisterung als Mythos

 

Am Ende stehen strahlende Siegerfotos von „nachhaltigen Schulklassen“. Allerdings täuschen diese darüber hinweg, dass sich junge Menschen keineswegs primär nur danach sehnen, sich als Ausführende von Projekten zu begreifen, die in aller Regel doch von Schuladministration oder Lehrkräften initiiert wurden. Bei aller geäußerter Zustimmung zum Projektziel, im Laufe der Pubertät erfassen viele Jugendliche, dass es politisch korrekt ist, Nachhaltigkeit verbal gut zu finden - egal wie man außerhalb formaler Systeme wie der Schule dazu steht. Gleichzeitig betrachten sie Nachhaltigkeitsprojekte auch als Zusatzbelastung – die strengen Regularien des Wettbewerbs oder der Auszeichnung können auch die immer wieder geforderte Selbststeuerung von Lernprozessen und Kreativität unterbinden, die in der Ausschreibung oft so hoch gewertet wird. Ganz zu schweigen von der Problematik, zwanzig oder mehr Einzelaufgaben innerhalb eines Projektes zu kreieren, die dem einzelnen Schüler oder der Schülerin das Gefühl geben, mit entscheidend am Projekterfolg teilzuhaben. Nur weil „die Zukunft der Jugend gehört“, ist es auch nicht immer so, dass Jugendliche die Transformation der Gesellschaft als intrinsische Motivation in sich tragen. In ihrem Alter wollen sie das Leben entdecken. Dazu gehört auch der Konsum. Die kritische Distanzierung vom Massenkonsum, die manchen Bürger und manche Bürgerin in späteren Jahren umtreibt, kann in Jugendjahren eher nur durch rationale Überlegungen oder moralische Appelle als durch Lebenserfahrung entstehen. Je näher das Ende der Schulzeit rückt, merken junge Menschen stattdessen mehr und mehr, dass ihre Bildung insbesondere der Qualifizierung auf dem Arbeitsmarkt dient – Nachhaltigkeitskompetenzen erscheinen da nicht automatisch an oberster Stelle.

Erfreulicherweise gibt es immer auch gelungene Fälle von einzelnen Lernenden oder ganzen Klassen, die im Rahmen des Projektes tatsächlich eine neue Form des Lernspaßes entwickeln und Interesse an gesamtgesellschaftlichen Aufgaben wie der nachhaltigen Entwicklung zeigen. Doch eine insgesamte Ausrichtung der Bildung an den Erfordernissen einer nachhaltigen Gesellschaft ist auf dieser Basis wohl auch ein wenig Glückssache.

 

Neoliberales Wettbewerbsdenken

 

Schulen waren schon immer Orte der gesellschaftlichen Selektion. Und schon immer wurden sie von Vertreter/innen humanistischer Bildungsideale dafür kritisiert. Bis heute ist umstritten, ob ein Bildungssystem im gesellschaftlichen Maßstab ohne extrinsische Anreize funktioniert. Wettbewerbe im Sinne der nachhaltigen Transformation sind jedoch vermutlich nur bedingt geeignet, nachhaltige Gestaltungskompetenz entstehen zu lassen. Diese umfasst insbesondere die Förderung von Voraussicht, Kooperationsbereitschaft, Wertschätzung anderer und systemisches Denken. In dieser Hinsicht sind Nachhaltigkeitsprojekte sinn-voll“ und wären somit bestens geeignet, gerade auf intrinsische Motivation und die Freude am Lernen zu setzen. 

Natürlich hat der Mensch auch einen Wettbewerbssinn und möchte sich von seinem Umfeld abheben. Doch korrespondiert dieser genau mit den Forderungen, die die neoliberale Gesellschaftstheorie seit Jahrzehnten in übermäßigem Maße an die Menschen heranträgt, die konzeptionell am Homo Oeconomicus kritisiert werden und denen das Schulsystem durch die Ausrichtung auf Notenvergabe und Bildungsabschlüsse dienlich ist: Noch nie in der Geschichte der Menschheit war der Wettbewerb als konstitutives Element der Gesellschaft so allgegenwärtig. Nicht nur die Güterproduktion wird - gemäß klassischer ökonomischer Theorie - nach diesem Kriterium organisiert, auch der Kulturbetrieb feiert Preisgewinner in den Disziplinen Film, Musik und Literatur. Über Casting-Shows im Fernsehen rümpfen manche die Nase, aber im Kern tun sie nichts anderes als Nobelpreiskomitees in der Wissenschaft und Festivaljurys der bildungsbürgerlichen Hochkultur“. In der neoliberalen Ausprägung des Kapitalismus hat sich der Mensch längst daran gewöhnt, dass der Überlebenskampf auch bei materieller Überversorgung nicht zu Ende ist. Medial zelebrierte und kommerziell vermarktete Meisterschaften in der körperlichen Ertüchtigung halten nicht nur Profisportler/innen zur Selbstoptimierung an, selbst der Freizeitsport wird durch Messgeräte zum Kampf gegen die Uhr, das Cholesterin und die Waage.

Nachhaltigkeitswettbewerbe in der Bildung stellen somit ein systemkonformes Mittel dar, die Verantwortung für die Transformation an das Individuum zu delegieren, das sich im Kampf um die „Nachhaltigkeits-Challenge“ mit seinesgleichen messen soll. Wer denkt bei der Prämierung der – der Ausdruck möge verziehen werden – „grünsten Bessermenschen“ eigentlich an die „Unterlegenen“, die sich mit ihrem Projekt vermutlich ähnlich ins Zeug gelegt haben wie die gefeierten „Sieger“? Werden diese sich gerne an ihre Aktivitäten erinnern und die Idee der Nachhaltigkeit als gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe in ihr Umfeld und ihre persönliche Zukunft weitertragen?

 

BNE im System des grünen Ablasshandels

 

Bemühungen um die nachhaltige Transformation müssen sich zunehmend auch des Vorwurfs erwehren, eher der Entlastung des eigenen Gewissens als dem Systemwandel zu dienen. Bei Unternehmen gilt „Greenwashing“ als zweifelhafte Aktivität. In letzter Zeit wird zunehmend auch der „bio-faire Konsum“ hinterfragt. Rette ich mit einer Tasse Fair-Trade-Kaffee tatsächlich die Welt, bevor ich in den Flieger nach Bali steige? Ähnlich geraten nicht auf Dauer angelegte Bildungsprojekte ebenfalls in den Verdacht, eher dem eigenen Image oder der moralischen Selbstentlastung zu dienen. Sogar kirchliche Organisationen springen auf diesen Zug auf und schreiben Wettbewerbe für die „nachhaltigste Idee“ aus – ob dabei sogar ein Platz im Paradies herausspringt, sollte im Jubiläumsjahr der Reformation doch mehr als zweifelhaft sein. Nachhaltige Entwicklung im Sinne der UN-Brundtland-Kommission in den 1980er Jahren galt einmal insbesondere als strukturelle Aufgabe der Politik. Wenn diese nicht ihre Hausaufgaben macht und die Verantwortung nur einzelnen Bildungsakteuren zuschanzt, läuft etwas falsch in der Bildungs- und Forschungsrepublik Deutschland. Nachhaltiger ließe sich der Wandel anstoßen, wenn die Bildungs- und Wissenschaftspolitik die Lehrer/innenbildung reformieren und Bildungspläne und Lehrbücher, die den Regelunterricht prägen, wissenschaftlich auf Gestaltungskompetenz, d.h. ihre Lösungsorientierung im Sinne der nachhaltigen Entwicklung, prüfen und überarbeiten würde. Entsprechende Initiativen sind aber weiterhin rar und kommen, wenn überhaupt, nur im Schneckentempo voran. Kein Wunder, fehlt es doch am öffentlichen Interesse, das diese Ziele auch medial honorieren würde. In der schnelllebigen Netzwelt erzielen bunte Fotos von örtlichen Baumsetzaktionen Jugendlicher eben mehr emotionale Identifikation als tiefgründige Analysen eher abstrakter ökonomischer Theorien, die das gesellschaftliche Denken beherrschen. Und ein Foto der Bildungministerin mit jugendlichen Wettbewerbsgewinnern lässt sich wahlkampftechnisch auch besser einsetzen als eine konzeptionelle Umstrukturierung des Bildungswesens, die sehr viel Arbeit und Koordination im stillen Kämmerlein benötigt.

 

Wer ist der grünste Bildungsminister?

 

Sollte man also auf Projekte verzichten? Sicher nicht. Es geht eher darum, ähnlich wie im Falle der CSR oder des ethischen Konsums, das eine (Schritte vor Ort) zu tun, ohne das andere (strukturelle Änderungen) zu vernachlässigen. Die genannten Argumente sprechen nicht prinzipiell dagegen, den schulischen Regelunterricht auch mal durch einen externen Wettbewerb aufzulockern - immerhin vermag das Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel den Klassenverband zu stärken, in dem die Konkurrenz um Noten und das leistungsfähigere Smartphone sonst eher klassenintern zu spüren ist. Doch dürfte deutlich geworden sein, dass der Wettbewerbsgedanke eigentlich eher zu einem Börsenspiel der Sparkasse passt als zu transformativen Projekten zum Zwecke der Rettung der Welt.

Es ist auch etwas anderes, ob ein Wettbewerb von einer privaten Bildungsinitiative ausgeht oder von einem Ministerium, das natürlich ganz andere Möglichkeiten hätte, den Hochseedampfer Schulwesen“ in nachhaltigere Gewässer zu steuern. Mittels Projekten und Auszeichnungen regt die Politik gerne junge Menschen zur Entwicklung von nachhaltigen Ideen an. Doch wenn die notwendigen Kenntnisse der Zusammenhänge von Wirtschaft, Gesellschaft und Natur durch Wachstums- und Konkurrenzparadigmen im herkömmlichen Bildungsplänen unterlaufen werden, erwecken solche Programme eher den Eindruck einer Feigenblatt-Politik, die versäumt, an den Kern der gesellschaftlichen Aufgabe der Transformation zu gehen.

 

Bildung für nachhaltige Entwicklung gilt in Erziehungswissenschaft, Politik und Medien als Nebenschauplatz. Immerhin verdanken wir außerschulischen Vordenker/innen die Aufrechterhaltung einer gewissen Publizität für ein wichtiges Bildungsziel, das auch nach 30 Jahren Diskussion um nachhaltige Entwicklung sonst schnell übergangenen wird. Und doch können sich BNE-Initiativen und auch Umweltverbände fragen, ob sie das politische Lobbying ernst nehmen oder sich mit der Ausschreibung von netten Bildungswettbewerben zufrieden geben. Hilfreicher wäre vermutlich auch ein stärkerer Fokus auf der Entwicklung von Unterstützungsangeboten: Fachbezogene Fortbildungen zu praktischen Unterrichtsbeispielen oder auch passgenaue Unterrichtsmaterialien, die Lehrpersonen vor Ort die Integration von BNE in den Alltagsunterricht erleichtern würden.

 

Vielleicht wäre ein neuer Wettbewerb an dieser Stelle tatsächlich doch hilfreich. Wann wird eigentlich der oder die „nachhaltigste Bildungsminister(in)“ gekürt, die BNE als strukturelle Querschnittsaufgabe in die Curricula integriert, so dass sich das ganze Bildungssystem auf diese Aufgabe ausrichten kann?

 

Wer traut sich? The winner is…

 
Druckversion | Sitemap
© VWL-Nachhaltig