Nachhaltige Entwicklung im volkswirtschaftlichen Unterricht
Nachhaltige Entwicklungim volkswirtschaftlichen Unterricht

Homogene Güter auf dem Vollkommenen Markt

Wie lässt sich Nachhaltigkeit auch in der Markttheorie behandeln?

 

Besonders gut geeignet ist das zentrale Unterrichtsthema „Vollkommener Markt“.

 

Als eine Bedingung des Vollkommenen Marktes gilt das Vorliegen „homogener Güter“. Homogene Güter sind nach ihrer Beschaffenheit und ihrem Nutzwert absolut gleichartig. Als typische Beispiele werden Zement, normierte Schrauben oder Salz genannt. Nur bei homogenen Gütern kann es in der Praxis wirklich Märkte mit vollständiger Konkurrenz geben. Schon unterschiedliche Lieferbedingungen und ein besserer oder fehlender Kundenservice können Güter heterogen machen. Darum ist es in der Wirklichkeit nicht einfach, bei irgendeinem Gut wirklich von Homogenität auszugehen. Es gibt sogar Qualitätsunterschiede bei Salz oder auch dem verwendeten Stahl bei Schrauben. Somit muss man wohl in den allmeisten Fällen von unvollkommenen Märkten ausgehen.

 

Der Anschluss der Nachhaltigkeitsfrage lässt sich über zwei Aspekte von Gütern herstellen:

 

  • Lebensmittel, aber auch andere materielle Güter können auch eine unterschiedliche Produktqualität aufweisen, wenn man Gesundheitsaspekte mit betrachtet. So unterstellt man biologisch angebauten Lebensmitteln weniger gesundheitsschädlich zu sein. Auch andere Konsumgüter (Kleidung, Wohnungen) können sich in Frage der Gesundheitsverträglichkeit unterscheiden. Bei Bio-Fleisch sind sich die allermeisten einig, dass es über mehr Geschmack und damit eine höhere Produktqualität verfügt. Dazu gibt es neuerdings Produkte, wie z. B. das Fairphone, das sich neben möglichst fair gehandelten Rohstoffen auch durch eine langlebige, modulare und damit leicht reparierbare Bauweise auszeichnet.
  • Praktisch alle Güter können sich nach ihren Produktionsbedingungen unterscheiden. So entstehen in der Praxis zunehmend Märkte für fair gehandelte Güter (Schokolade, Kaffee, mittlerweile auch Textilien), biologisch oder ökologisch erzeugte Produkte (Obst und Gemüse, Fisch aus nachhaltiger Fischwirtschaft) und recyclebare oder biologisch-abbaubare Produkte (Fairphone, Cradle-to-Cradle-zertifizierte Produkte). Diese Güter unterscheiden sich in ihrem Nutzwert in der Regel nicht von konventionell hergestellten Gütern. Sie gewinnen ihren zusätzlichen Wert insbesondere durch eine höhere Unbedenklichkeit der Nutzung. Dieser kommt primär der Gesellschaft zugute und bietet daher auch einen moralischen Mehrwert für den Nachfrager - oder einen Imagegewinn für ein Unternehmen.
Nachhaltigkeit als Grund für das Vorliegen von Heterogenität
Tafelbild
Nachhaltigkeit als Grund für das Vorlieg[...]
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Folgender Basistext leitet sehr schön über zu einer Gruppen- und Klassenaktivität, die die Diskussion um Homogene Güter mit der Frage der Nachhaltigkeit verbindet.

 

..wie ein Ei dem anderen

 

Die Zeiten ändern sich und machen nicht einmal vor Redensarten Halt. Über Jahrhunderte hinweg waren sich die Menschen im deutschen Sprachraum einig, dass es keinen besseren Vergleich als das Ei gab, wenn man zwischen zwei Dingen oder Personen keinen Unterschied feststellen konnte. „Sie ähneln sich wie ein Ei dem anderen.“

Spätestens seit 2004 ist es vorbei mit der Identität zweier Eier. Nach unzähligen Lebensmittelskandalen mit Salmonellen und Schadstoffbelastungen führte die EU die Kennzeichnungspflicht aller in den Verkauf gelangenden Eier ein. Ziel war, eine lückenlose Rückverfolgung der Ursache von Verunreinigungen zu ermöglichen. Seither können Verbraucher auch leichter entscheiden, ob sie ein Ei aus biologischer Haltung und gemäß Tierschutz kaufen wollen. Der Nachweis ist auf jedem Ei aufgedruckt.

In der volkswirtschaftlichen Theorie spricht man jedoch bis heute davon, dass auf Vollkommenen Märkte homogene Güter gehandelt werden. Im Gegensatz zu den sogenannten heterogenen Gütern sind sie ihrer Beschaffenheit und ihrem Nutzen nach absolut gleichartig.

In der Praxis werden sich nur wenige Güter finden lassen, die das Kriterium der Homogenität tatsächlich erfüllen. Schon immer konnte z. B. ein Bauer einen höheren Preis berechnen, wenn er die Eier mit dem Lieferauto an die Haustür anlieferte. Die Lieferbedingungen sind neben dem Preis eben ein weiterer Aspekt des Kaufvertrags.

 

Seit einigen Jahren wird jedoch zunehmend die „Macht der Konsumentinnen und Konsumenten“ diskutiert. Es heißt, durch bewusste Kaufentscheidung könnten Verbraucher Unternehmen zu besseren Produkten und ethischen Produktionsbedingungen bewegen. Und in der Tat steigt mittlerweile überall das Angebot an Fairtrade-Schokolade, Bio-Obst oder Recycling-Produkten. Die Idee dahinter: Güter sind nicht homogen, Apfel ist nicht gleich Apfel, Kakaobohne ist nicht gleich Kakaobohne. Der Geschmack und der unmittelbare Nutzen mögen sich kaum unterscheiden, doch für das eine Produkt wurden giftige Insektenvernichtungsmittel oder Kinderarbeit eingesetzt, für das andere Produkt nicht.

Leider sind faire und umweltfreundliche Produkte in vielen Fällen auch etwas teurer. Wer sich als Produzent nicht um soziale und ökologische Fragen kümmert, hat oftmals weniger Kosten. Hier helfen dann gesetzliche Vorgaben des Staates. Doch auch die lassen sich durch ethischen Konsum herbeiführen: Viele Jahre protestierten Verbraucherinnen und Verbraucher zusammen mit Tierschutzverbänden gegen die Massentierhaltung, in der Hühner in Käfige der Größe dieses DIN A4-Blattes gesperrt waren. Mit Erfolg. Seit 2009 sind diese sogenannten Legebatterien in Deutschland verboten, seit 2012 auch in der ganzen EU.

Homogene Güter - ... wie ein Ei dem anderen

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Basistext + Einzel-, Gruppen- und Klassenaktivität + Lehrer/innen-Anmerkungen

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