Sehr geehrte Frau Bundesministerin Schulze, sehr geehrter Herr Bundesminister Altmaier, sehr geehrter Herr Bundesminister Scholz,
die Energie- und Umweltminister von neun deutschen Bundesländern fordern einen wirksamen Preis auf CO2! Sie brauchen Ihre Unterstützung, damit sich in diesem Politikfeld endlich etwas bewegt.
http://www.fr.de/wirtschaft/energie/klimapolitik-schub-fuer-co2-steuer-a-1547534
Nicht nur da der diesjährige World Overshoot Day (Erdüberlastungstag) wieder nach vorne gerückt ist, unterstützen wir diese Forderung: Einmal weil sie ökologisch sinnvoll ist – und auch weil wir in unserer Tätigkeit in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) persönlich Betroffene sind.
Umweltsteuern sind vermutlich (noch) wichtiger als BNE. Auch bei größter Anstrengung für mehr Bildung für nachhaltige Entwicklung werden wir es wohl nicht schaffen, alle Menschen durch Vernunftargumente oder Moralappelle vom „öko-fairen“ Lebensstil zu überzeugen. Trotz vieler mutmachender Beispiele ist dieser z. B. für viele Jugendliche keine Option. Dafür gibt es viele Gründe, vor allem natürlich finanzielle. Hinzu kommt das Problem der sogenannten „Rebound-Effekte“. Erst wenn Sie an ihren politisch-ökonomischen Schaltpulten für ökologisch und sozial faire Preise sorgen, werden sich globale Umweltprobleme beheben lassen. Klima- und Ressourcenschutz müssen sich auch ökonomisch rechnen, damit Unternehmen dort Geschäftsfelder und Möglichkeiten für Investitionen sehen. Und Verbraucher*innen brauchen klare Preissignale, welche Produkte den ökologischen Fußabdruck verringern und welche nicht. Sonst hilft auch keine BNE oder Verbraucherbildung – zumal die Schulpolitik diese Anliegen in ihrer Bedeutung noch immer weit hinter anderen bildungspolitischen Themen ansiedelt...
Als Nachhaltigkeitspädagoginnen und -pädagogen versuchen wir, so viele zukunftsorientierte Themen im Unterricht zu behandeln, wie möglich. Aber wir bitten auch Sie mit Nachdruck, Ihre „Hausaufgaben“ zu machen und für ökologisch wahre und faire Preise zu sorgen – durch Steuern, Zertifikate, gesetzliche Regelungen. Es gibt zahlreiche Mittel, aber bitte handeln Sie!
P.S. Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte versuchen Sie auch im Unterricht, wo Sie können, Vorurteile über Steuern abzubauen. Viele Bürgerinnen und Bürger vermuten immer sofort „Abzocke“ und schalten ab, sobald das Wort „Steuer“ auch nur fällt. Nach 40 Jahren neoliberalem Steuer-Bashing brauchen wir auch in der Gesellschaft mehr Abgeklärtheit und Fachkompetenz für diese Thematik. Und unterstützen Sie auch Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, Kampagne "Steuer gegen Armut: Die Finanztransaktionssteuer" oder Klima retten jetzt, die sich konkreten Maßnahmen für die ökologisch-soziale Transformation gewidmet haben. Diese Akteure finden noch zu wenig Gehör. Wir wundern uns manchmal, wenn die sozialen Netzwerke jeden abgeschafften Strohhalm feiern, systemorientierte Initiativen, die die Gesellschaft insgesamt auf einen nachhaltigeren Weg bringen können, jedoch merkwürdig wenig Resonanz erzeugen...